Warum Gudalema in Ost-Gojjam?

In der Region Ost-Gojjam im Nord-Westen Äthiopiens befindet sich das Dorf Gudalema im Landkreis Aneded, ca. 260 km von der Hauptstadt Addis Abeba entfernt.


                                                                                        Ich, der Vereinsvorsitzende Dr. Ermyas Mulugeta und Schreiber des vorliegenden Arbeitspapieres war ein ehemaliger Mitbewohner des Dorfes Gudalema. Als Dipl.-Agronom habe ich von 1986 bis 1988 die Bauern in den Dörfern Aydebse, Chendefo, Enaskay Yelamchika, Sheneburma, Yeweje und Gudalema fachlich begleitet. Es ging u. a. um Führung, und Mitarbeit in landwirtschaftlichen Produktions-genossenschaften und Fachberatung von Kleinbauern.  Hauptaufgabe war die Ausbildung verbunden mit der Durchführung eines landwirtschaftlichen Feldversuchswesens zur Vermittlung von regional-spezifischen, praxisbezogenen Methoden/Techniken zur Steigerung der Produktivität und zum Umweltschutz.

In meiner Jugendzeit haben das Leben im Dorf Gudalema, das Zusammenleben mit Menschen in dem ländlichen Distrikt und die dortigen Erlebnisse bleibende und intensive Eindrücke in mir hinterlassen und waren wegweisend für meine Ziele und Entwicklung. Beeindruckt haben mich die enge Bindung der Kleinbauerfamilien mit der Natur und ihre Suche nach Problemlösungen im Alltag. Das Zusammenleben mit den Bauern und deren Familien war getragen von gegenseitiger Achtung und Respekt. Dafür mußte ich eigenes Handeln bewusst abwägen, um das gegenseitige Vertrauen aufrecht zu halten.

Resultierend aus dem äußerst positiven Feedback und der hohen Anerkennung meiner Arbeit als Diplomagronom durch die Klein-bauern sowie meiner Vorgesetzten bekam ich als landesweit bester Entwicklungsmitarbeiter die Möglichkeit eines Studiums im Ausland. Ich entschied mich für ein Weiterstudium in Deutschland. Von Anbeginn standen der Wunsch und das Bedürfnis meine erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten für die Verbesserung der Lebensumstände meiner damaligen Mitstreiter, Freunde und Mitbewohner der Region Gudalema einzusetzen. 

Während meiner anschließenden Besuche der Projektregion nahm ich die erschreckende Degradierung der Umweltressource Böden wahr. Enorme Menge bzw. große Teile dieser fruchtbaren Lebensgrundlage Boden gehen Jahr für Jahr unwiederbringlich verloren. Auch in Anbetracht des hohen/rapiden Bevölkerungswachstums und der weiten Kluft zwischen Lebensmittelproduktion und -nachfrage wurde mir bewusst, dass Böden als schützenswertes Gut in Wechselwirkung mit Wasser und anderen Umweltproblemen wie Klimawandel die öffentliche und politische Aufmerksamkeit erlangen müssen. Es ist höchste Zeit, zu handeln.